Malte Josh Wagenbach : Wegbereiter –

Brauchen wir digitale Grenzen?

In einem meiner letzten Artikel, habe ich die Regulierung von Plattformen angesprochen. Heute möchte ich dieses Thema nochmal beleuchten. Es geht um GAFA (Google, Amazon, Facebook, Apple) und ähnliche Plattformen – die Online Giganten haben ein großes Talent entwickelt, sich staatlicher Regulierung zu entziehen. Zum Schaden unserer Gesellschaft. Doch wie hält man solche Giganten auf?

Zum Teil werde ich auf das Paper von Sangeet Choudary zurückgreifen. Der in einem kürzlich veröffentlichen Forschungspapier ebenfalls eine Regulierung in Betracht zieht.

Es geht um Unternehmen, welche sich vor wenigen Jahren erst gegründet haben und damals klein und unbedeutend waren und heute mehr Einfluss und Barvermögen haben als manche westlichen Länder. In unseren Köpfen sind diese Unternehmen manchmal noch die kleinen StartUps, die in der Garage der Eltern gegründet wurden. Doch sie sind rasant gewachsen und wachsen in einem ähnlichen Tempo weiter. Die Gig/Plattform Economy hatte uns versprochen, ein effizienteren Markt zu schaffen. Was man auch nicht schlecht reden kann, doch zu welchem Preis für die Teilnehmer?

Hier ein Zitat aus dem Paper:

“The primary business goal of labor platforms is the creation of an efficient market, not the empowerment of workers as entrepreneurs. To the extent that these two goals are aligned, labor platforms may empower workers as entrepreneurs. But if empowerment of workers as entrepreneurs is at odds with the creation of a well-functioning market — and especially at odds with the platform’s ability to monetize this market and capture value — labor platforms will prioritize the creation of an efficient market and its monetization, often exploiting the workers while doing so.”

Wir sehen Facebook nicht mehr als das Unternehmen, welches uns die Möglichkeit gibt uns mit anderen zu verbinden. Wir sehen es als das Unternehmen, welche unsere privaten Daten verwendet und verkauft. Das ist uns bewusst – keine Frage und wir sollten uns nicht dumm stellen. Wir lesen die AGB`s nicht, sondern nehmen diese in Kauf, um uns mit den neusten News berieseln zu lassen. Sie nehmen die Daten und füttern ihre Werbemaschine damit. Ein kleiner Auslauf was eigentlich Möglich ist. Es ist möglich nicht nur nach demografischen Merkmalen zu filtern (Alter, Geschlecht etc), sondern auch noch Psychischen. Wir können 14 Jährige Teenager die emotional angreifbar sind mit Werbung bespielen oder wir können Millionen von Menschen manipulieren. Als Beispiel: Die Präsidentschaftswahlen in den USA, die massiv aus Russland gesteuert wurden. Und so zielen diese Algorithmen emotional auf uns ab. Das ist eine Art psychographischer Botschaft, wie wir sie jetzt nennen werden.

Also Werbung, gefälschte Nachrichten, Wahlen, das sind ziemlich neue Themen. Und denke daran, wir sprechen nicht mehr von einem Social-Networking-Unternehmen. Facebook ist eine Medienplattform. Sie hat 2 Milliarden tägliche Benutzer und das macht es zur größten Medienplattform der Welt!

Diese Unternehmen sind zu so genannten Plattform-Monopolen geworden. Sie passen nicht wirklich zur klassischen Definition dessen, was ein Monopol ist. Und so muss auch der Begriff überarbeitet und neu geschrieben werden. Was ist ein Monopol in einer Plattform Ära? Diese Unternehmen existieren irgendwie überall und doch nirgends. Zum Beispiel hat die Europäische Kommission Google eine Strafe in Höhe von 2,4 Milliarden Euro aufwelegt, weil Google die Suchergebnisse manipuliert hat. Sie schickten dich zu Ergebnissen (Unternehmen), die Google bevorzugte. Das ist für Google keine große Summe, ist aber ein Beispiel dafür wie viel Macht sie haben.

Kommen wir zu einem anderen Problem, wenn Google diese Strafen nicht mehr zahlt? Sie können sich in einem anderen Land firmieren und wir nutzen deren Service einfach weiter. Sie wären komplett losgelöst. Sie könnten Google im Land nicht verbieten, was würden wir Bürger dazu sagen? Stellt euch mal vor ein Industrie Konzern möchte in Deutschland Windkraftanlagen bauen. Wisst ihr wie komplex das wäre? Die ganzen Papiere, Lizenzen etc. Das wird teuer und viel Arbeit. Diese Arbeit spart sich eine Internet Firma wie Google. Sie sind auf kaum eine Art hier reguliert worden.

Die Frage die wir uns stellen müssen ist folgende. Müssen wir diese Plattformen regulieren oder warten wir bis alles aus dem Ruder läuft und sie selbst damit beginnen. Aber ich denke zweiteres wird nicht passieren. Ich denke nicht, dass wir auf Facebook warten können, ich glaube es wirklich nicht. Ich glaube auch nicht, dass sich eines der Silicon Valley-Firmen, sich selbst regulieren wird. Das wäre als wenn wir darauf vertrauen würden die Lebensmittelindustrie rodet den Regenwald nicht mehr ab, oder verschmutzt die Umwelt auf das übelste nicht mehr.

Ich sehe hier enormes Potential in Europa, wir waren bisher sehr vorsichtig zu diese Themen und haben es vielleicht auch ein wenig verschlafen. Das SV schreibt der US Politik vor was zu machen ist und so wird GAFA immer bevorzugt werden. Auf der anderen Seite haben wir noch China, aber eigentlich hat keiner einen Plan was da eigentlich passiert und wie sie reguliert sind. Es ist ein wenig wie zur Wahrsagerin zu gehen, wir wissen nicht was sie mit den Technoligien machen. Was wir wissen ist, dass sie extrem schnell aufholen und in den nächsten Jahren auch an den USA vorbei ziehen werden.

Ich schlage vor, dass wir digitale Lizenzen für solche Unternehmen entwickeln. Je nach Art und Service werden die Lizenzen oder Steuern unterschiedlich sein. Aber sie als User wissen genau was mit Ihren Daten passiert. Die Unternehmen müssen diesen Lizenzen und Genehmigungen zustimmen. Jetzt ist die Frage: Was passiert, wenn sie es nicht tun? Was, wenn sie nur sagen, dass sie ihren Standort auf eine andere Insel umziehen werden, dann können wir unsere digitale Lizenz vergessen! Nun, da wird der Vorschlag ein bisschen interessanter. Vielleicht, kurz an dieser Stelle. Ich bin ein großer Befürworter für Plattformen, und ich bin überzeugt es ist das Geschäftsmodell der Zukunft.

Lasst uns diese neuen Unternehmen wie die alten Unternehmen behandeln. Es ist nur so, dass wir neue Werkzeuge und neue technologischen Tools entwickeln müssen, um das auch wirklich umzusetzen. Manche Leute werden sagen: Oh, dann haben wir kein Facebook oder Google mehr, und wir möchten doch Google und Facebook. Aber ich glaube, wenn wir einen Weg gefunden haben die Unternehmen neu zu regulieren und zu besteuern, werden sie sich auch darauf einlassen müssen. Es ist ja auch in unserem Interesse zu wissen was mit den Daten gemacht wird. Es sorgt für mehr Transparenz und am Ende können wir unsere Daten zu Geld machen. Mal so am Rande, China hat kein Facebook und Google und die Unternehen die diese ersetzen wachsen schneller und besser als die US Versionen, vielleicht ist es also keine so schlechte Idee einfach mal etwas neues zu machen.

Aber wie könnte eine solche Regulierung aussehen?

Dazu müssen wir uns folgende Frage stellen:
Wie entwirft man eine Blockchain-Lösung (bzw. Distributed Ledger Technology) für Plattformunternehmen, die das Problem der Besteuerung bei rapidem User anstieg lösen würde?

Es gibt viele Möglichkeiten, ein Blockchain basiertes System aufzubauen. Eine Blockchain kann alles Mögliche sein, von einem öffentlichen, lockerem organisierten Ökosystem bis hin zu einer privaten streng kontrollierten Umgebung. Ich nehme eine sehr pragmatische Haltung ein und werden nicht in die ideologische Dimension eintauchen, die solche Debatten oft haben. Unabhängig davon sind diese Design Entscheidungen wichtig, da sie starke Auswirkungen auf die spätere Governance haben. Die allgemeinen Archetypen einer öffentlichen Blockchain und einer privaten / Konsortium-Blockchain, mit daraus resultierenden Subdimensionen, sollten beim Entwurf einer Blockchain-Lösung immer berücksichtigt werden. Aber wir sprechen hier jetzt nicht über die Blockchain im Detail.

Wir wollen eine grobe Idee abstecken, welche ich gestern hatte um Regierungen bei der Besteuerung von Plattformen unterstützen soll. Jede App (Facebook, Google, Uber etc) hat Zugriff auf die Daten die wichtig für die Bessteuerung oder Regulierung wären. Alles was man benötigt ist es auf diese Schnittstellen zuzugreifen und zu regulieren. Das könnte für Transparenz sorgen.

Uber hat als Beispiel Zugriff auf dein Bankkonto über eine API, mit der Uber das Geld an die Bank des Uber Fahrers senden kann. Daten wie die Identität des Fahrers werden in der Anfrage mitgesendet und auch im System aufgezeichnet. Somit wird Geld von Bank zu Bank überwiesen, danach weiß die Bank, welchem ​​Fahrer sie Geld schuldet. Hier könnte man eine Steuer ansetzen. Wir können das konzeptuale Modell mal skizzieren um alle Teilnehmer zu beschreiben (Banken, Produzenten, Konsumenten). Hier kann der Staat eine Steuer abführen, es kann reguliert werden ob die Mitarbeiter gut behandelt werden und Sie wissen, was mit Ihren Daten passiert.

Ich sehe diese Art von Besteuerung oder Regulierung als sinnvoll. Da sie direkt mit der Regierung verbunden ist und dadurch eine Instanz Strafen etc. auflegen kann und so der Einfluss reguliert wird. Ebenso können so Modelle die Fahrer oder andere Stakeholder benachteiligt werden, eingesehen und darauf eingegangen werden. Dadurch ermöglichen wir es den Teilnehmern wieder eine Stimme zu geben, die über eine weitere Instanz geregelt wird. Diese kann ebenfalls auf einem dezentralen System basieren. Es ist nur wichtig, dass Feedback Loops dafür sorgen, dass die Arbeiter in einer Plattform gerecht behandelt werden und über eine weitere Instanz reguliert (Steuern, Mitarbeiter) werden. Wir steuern auf eine immmer komplexere Welt zu und benötigen hierfür schnelle und sichere Entscheidungsgrundlagen. Die nur Technologie lösen kann, Daten sorgen dafür das Plattformen effizient werden und sie können ebenfalls dafür sorgen, dass Arbeiter fairer behandelt werden. Das ist nur möglich, wenn dieser Regulator Zugriff auf die Daten der Plattformen hat.

Hier könnte die Regierung eine Schlüsselfunktion spielen, aber ganz ehrlich da wird nicht viel passieren.

Sources: http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/—dgreports/—cabinet/documents/publication/wcms_630603.pdf



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