Aufmerksamkeit ist eine der wichtigsten Ressourcen in unserem Jahrhundert. Sie ist die Basis neuer Geschäftsmodelle, doch das hat auch seinen Preis.
Es ist noch nicht allzu lange her, als mir ein Freund von einer seiner zahlreichen Vorträgen berichtet hatte. Es ging um die Tatsache, dass wir Zäune errichtet haben, um uns von anderen abzuheben bzw. zu unterscheiden. Wir wollten zeigen, dass dies unser Land ist, unsere Herde und unser Haus.
In der Attention Economy (Unsere Aufmerksamkeit gehört anderen), wo Aufmerksamkeit geschaffen oder gespeichert wird, indem Nutzer elektronische Netzwerke nutzen. Dadurch repräsentiert jedes Wesen (ob bewusst oder unbewusst) einen Wert, der genutzt oder ausgenutzt werden kann.
Ich für meinen Teil habe beschlossen ein paar bessere Zäune, um meine Aufmerksamkeit zu errichten. Und um die Daten die damit gehandelt werden. Das ist ein Grund warum ich zunehmend auf Google verzichte, Benachrichtigungen ausgeschaltet habe und auch auf sozialen Medien weniger aktiv bin.
Also ich könnte sagen, ich versuche meine Aufmerksamkeit besser einzusetzen. Bewusster für die Dinge die mir wichtig sind, doch das ist nicht immer so einfach.
Jede große wirtschaftliche Revolution beginnt mit Träumern, die herausfinden wie man einer zuvor unterbewerteten Ressource einen exponentiellen Wert ableiten kann. Ganz egal ob es sich damals um Kupfer, Silber, Gold, Uran, Öl, Arbeit, Land, Wasser, Energie oder Informationen handelt. Die Gewinner eines neuen Wirtschaftszeitalters sind diejenigen die herausfinden wie man neue Ware mit hoher Marge kostengünstig lokalisieren, beschaffen, transformieren, verteilen und verkaufen kann.
Die „erfolgreichsten“ Gärtner im Garten, mit der höchsten Marge sind die, welche die stärksten Pflanzen anbauen, die Konkurrenz frühzeitig abhängen, sich permanent verändern und weiterentwickeln und nicht auf die Erlaubnis von anderen warten. Im Allgemeinen verbringe sie nicht sehr viel Zeit damit, sich Gedanken über die Auswirkungen ihrer Ressourcen Knappheit und Handlungen zu machen.
In der Analogie der Attention Economy und dem des Goldrausch (Gold + Goldsucher) sind wir beide Rollen zugleich. Wir suchen täglich nach neuem Gold und sind das Gold selbst. Denn eines was uns Menschen beschäftigt ist, dass wir aufeinander achten (das Leben anderer Person interessiert uns nun mal). Also ist einer der Wege für ein neues Unternehmen eine Plattform (Webseite, App oder Gerät) zu erstellen welche mit der Ressource Aufmerksamkeit handelt und wir diese nutzen.
Der globale Wettbewerb um jede Sekunde unsere Aufmerksamkeit ist so stark geworden, dass die schlausten Köpfe der Welt daran arbeiten, dass “Engagement” einer Plattform nach oben zu treiben. Was kann man optimieren und anders machen, um den nächsten Dopamin Rausch zu bekommen. Das Verhalten des Menschen wird erforscht, um Produkte zu optimieren (Credits an das Buch: Hooked). Wie kann man also suchterzeugendere Benutzeroberflächen schaffen. Medien bedienen sich dieser kleinen Trickkiste schon lange, das sind also Überschriften die unsere Aufmerksamkeit erhalten und uns dazu bringen den ganzen Artikel zu lesen (Clickbaits etc.). Wie werden unserer Emotionen stimuliert, um das Magazin zu kaufen…
Doch welchen Preis zahlen wir für die Aufmerksamkeit? Wann kommt der Zeitpunkt, dass jemand ein Zaun baut und wir beginnen über unserer Aufmerksamkeit zu entscheiden und diese zu organisieren.
In den letzten Jahren habe ich immer wieder eine neue Beziehung zu meinem Nutzerverhalten entwickelt. Manchmal eher weniger gesund als gewünscht. Ein Ted Talk den ich an dieser Stelle empfehlen kann ist der von Tristan Harris. Also mein Konsum von Medien ist bereits sehr reduziert, aber Soziale Medien, dass ist echt eine Herausforderung. Ich habe verschiedenste Dinge getestet, die meine Benutzung von Plattformen vorübergehend einschränken oder sogar aufheben. Ich habe Twitter geliebt und viel Zeit dort verbracht. Doch irgendwann habe ich den Entschluss gefasst es von meinem Telefon zu löschen. Das war auch das Ende meiner Twitter Influencer Karriere. Doch es hatte auch den positiven Effekt, dass ich mehr Zeit mit anderen Dingen verbracht habe. Und meine Konzentration, Produktivität, Verhalten, Kreativität und andere Dinge verbessern konnte. Doch es hat auch nicht lange gedauert und ich habe es durch andere Apps subsistiert.
Nichtsdestotrotz bin ich gegen Ende letzten Jahres zu der festen Überzeugung gekommen, dass die Beschränkung auf E-Mail, soziale Medien, Nachrichten usw. nur auf bestimmte Stunden beschränkt werden musste. Das war der Moment, dass ich Email nur noch zu bestimmten Zeiten am Tag abrief, Soziale Medien auf 1h pro Tag beschränkte und Nachts nicht mehr mit meinem iPhone schlief. Alles gute Entscheidungen.
Seit dem Zeitpunkt: Erleichterung.
Manchmal muss man konsumieren, Nachrichten lesen, sich mit anderen austauschen. Doch es geht darum, mehr Raum im Kopf zu schaffen, um die Dinge zu tun, die wichtig sind. Das fördert deine und meine Kreativität, ich kann mehr und besser schreiben und denken. Dank des neuen Update von Apple ist es nun auch möglich seine Bildschirmzeit einzuschränken. Und man kann nachvollziehen wieviel Zeit man wirklich an seinem Telefon hängt. Durch den Verzicht kann ich bessere Gespräch führen, da man sich 100% auf den anderen fokussieren kann. Was mir bei vielen im Alltag auffällt, sie schaffen es nicht einem Gespräch die Aufmerksamkeit zu zeigen, die es verdient.
Wenn wir von Zäunen und Gärten sprechen, schränke ich mein Garten nicht ein. Sondern im Gegenteil ich erweitere ihn täglich. Und jeden Tag lasse ich weniger in meinen Garten und kann mich darauf konzentrieren ihn zum pflegen und beim wachsen zuzusehen. Das ist mein Garten und mein Zaun und hier pflanze und gedeihe ich…
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