Malte Josh Wagenbach : Wegbereiter –

Sollte der Wert deiner Arbeit über den monatlichen Gehaltscheck definiert werden? 

Die Zukunft der Arbeit, Roboter und wie der Kapitalismus nutzlose Jobs schafft

In den vergangenen Jahren wurde viel über die Gefahren von Automatisierung, Digitalisierung und Robotisierung gesprochen. Wir predigten Massenarbeitslosigkeit, schlechte Löhne und eine starke Ungleichheit – vor der wir alle Angst haben sollten.

Doch aktuell sind es nicht nur die digitalen Propheten aus dem Silicon Valley die besorgt sind. Vielmehr sieht man eine Flut von Politikern, die sich nach Alternativen umschauen um den möglichen Folgen entgegenzuwirken. In einer Studie der Oxford Universität schätzt man, dass nicht weniger als 47% aller amerikanischen Arbeitsplätze und 54% der Jobs in Europa ein hohes Risiko haben von Maschinen erledigt zu werden. Und das nicht in hundert Jahren, sondern in den nächsten 20 Jahren. Wir können uns nur noch nicht vorstellen wie schnell es passieren wird. So wie sich vor 300 Jahren niemand vorstellen konnte die Organe eines anderen Menschen in sich transplantiert zu bekommen oder einen Computer zu bedienen.

Ich gebe ja zu wir haben es alle schon gehört und irgendwie wissen wir auch was passieren wird. Wir wollen es nur nicht wahrhaben. Wir haben uns in den letzten 200 Jahren darum gekümmert Arbeitsplätze zu automatisieren, Kosten zu sparen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn wir uns die Geschichte der Menschen betrachten, dann waren 75% der Menschen auf unserem Planeten mal Landwirte, nur wenige Jahre später waren es nur noch die Hälfte und aktuell sind es gerade mal 3% (in der westlichen Welt, Global gesehen sind es noch knapp 40%). In der Zukunft werden „vertical Farms“ wie unser Alohas Ecocenter für die Lebensmittelversorgung der Menschen zuständig sein. Also ist das Grundeinkommen so abwägig?

Doch all die Automatisierung, hat auch nicht zu Massenarbeitslosigkeit geführt. In der Vergangenheit wollten wir Maschinen nutzen, um weniger zu arbeiten. Nicht nur in der Vergangenheit auch heute wollen wir durch Tools Zeit sparen. Doch die Zahl der Menschen, die durch unsere Arbeitswelt, Burnouts erleiden oder sehr gestresst sind steigt täglich. So ist Stress eines der Treiber für viele chronische Krankheiten.

Mitlerweile wird der Kern der Frage nicht einmal mehr diskutiert. Die eigentliche Frage, die wir uns stellen sollten, ist:

 

Was ist „Arbeit“ überhaupt?

 

In einer 2013 Umfrage von 12.000 Fachleuten durch die Harvard Business Review, sagte die eine Hälfte ihre Arbeit hat für Sie keine „Bedeutung“ die andere Hälfte wusste nicht was das Ziel oder die Mission ihrer Firma war. Was natürlich wieder die Frage nach dem Sinn der Arbeit aufwirft. Eine weitere Umfrage unter 230.000 Mitarbeiter in 142 verschiedenen Ländern zeigte, dass nur 13% der Arbeiter ihre Arbeit wirklich mögen. Eine jüngste Umfrage unter Briten ergab, dass 37% denken, Sie haben einen Job, der völlig nutzlos ist. Vollkommen nutzlos! Was ist dann der Sinn von Arbeit?

Einige Anthropologen (darunter auch David Graeber) bezeichnen diese Jobs als „Bullshit Jobs“. Gesellschaftlich sinnvolle Arbeit, so Graeber, sterbe zunehmend aus – automatisiert, computerisiert, wegrationalisiert. Sie wird ersetzt durch gesellschaftlich sinnlose Arbeit, so erkennbar hirnrissig, dass die Arbeitenden unmöglich selbst noch an sie glauben können. Jobs die auf dem Papier fantastisch klingen, aber eigentlich keine Bedeutung haben. So gibt es Influencer auf Linkedin oder Instagram die beeindruckende Gehälter haben und wie Superstars wirken, doch wenn Sie Abends nach Hause gehen bemerken Sie auch ihre Arbeit hat keinen Zweck. Keinen Sinn.

Lasst uns doch gerade mal etwas klären: Ich spreche nicht von Kindergärtnern, Krankenschwestern oder Altenpflegern (www.engigo.de) in der Welt. Denn das sind großartige Jobs, bei denen Menschen wirklich geholfen wird. Wenn diese Leute in den Streik gehen, dann wohl mit einem guten Grund. Und glaube mir wir wollen nicht, das Sie streiken. Denkt dabei an die Folgen und welches Chaos Sie dadurch anstoßen. Ich spreche vielmehr von den wachsenden Armeen an Anwälten, Bankangestellten, Steuerberatern oder schlechten Managern. Die nicht wirklich etwas zur Gesellschaft beitragen. Wie kann man Innovation und Fortschritt vorantreiben? Wir brauchen Berater mit Sinn. Gründer mit Purpose, Menschen mit dem Willen die Welt zu verändern, Investoren die mutig sind und jene die aus freiem Willen altruistisch handeln.

Also es gibt noch gute Arbeit. Aber wenn wir den technologischen Fortschritt nutzen möchten und ein Wohlstand für alle generieren möchten, müssen wir Wohlstand und Arbeit neu definieren. Das wird kein einfacher Job und erfordert ein radikales neudenken. Doch wie ist das möglich?

„Die Zukunft bietet sinnvolle Arbeit, nicht sinnlose Jobs“ Ray Kurzweil

Die Antinomie des Fortschritts

 

Es beginnt mit einer uralten Frage: Was ist der Sinn des Lebens? Die meisten Menschen würden sagen der Sinn des Lebens ist, die Welt ein wenig schöner oder interessanter zu machen. Aber wie? In unserer Welt ist unsere Antwort darauf: durch Arbeit.

Doch unsere Definiton von Arbeit ist ein wenig engstirnig. Denn nur die Arbeit die Geld erzeugt und in unserem Bruttoinlandsprodukt wiedergegeben werden kann, zählt für uns als Arbeit. Arbeit die kurzfristig gedacht ist und nicht langfristig. Kein Wunder also, dass wir ein Militär ähnliches Bildungssystem haben, in dem so viele Menschen wie möglich zu Soldaten unserer neuen Gesellschft erzogen werden.

Doch was passiert, wenn ein wachsender Teil unserer Bevölkerung realisiert, das ihre Arbeit sinnlos ist. Ich spreche von Bankangestellten, Immobilienmaklern, Managern und Anwälten.

So many people spend their working lives doing jobs they think are unnecessary

Das ist einer der größten Tabus unserer Zeit. Unser ganzes etabliertes System, könnte sich in Rauch auflösen. Nur weil wir die Bedeutung von Leben verstehen wollten.

Die Ironie ist, dass der technologische Fortschritt diese Krise nur noch verschärft. Historisch betrachtet, ist die Gesellschaft in der Lage mehr Bullshit-Jobs zu haben. Das heißt nicht wir sollten diese auch fördern.

Gerade weil wir es geschafft haben Arbeit durch Technologie und Automatisierung zu verbessern. Als unsere Bauernhöfe und Fabriken effizienter wurden, verlegte sich ein großer Teil der Arbeit auf andere Bereiche in der Wirtschaft. Die Landwirtschaft wurde produktiver und immer weniger Menschen waren hier tätig. Nennen wir das ganze die Antinomie des Fortschritts. Je reicher wir werden, desto mehr Zeit müssen wir mit Bullshit verschwenden.

Die Zeit für ein Grundeinkommen ist gekommen

Wie würde unsere Wirtschaft aussehen, wenn wir Arbeit radikal neudenken würden?

Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Grundeinkommen die effektivste Antwort auf das Dilemma der fortschreitenden Robotisierung ist. Nicht nur, weil die Roboter alle zielgerichteten Arbeitsplätze übernehmen werden, sondern weil ein Grundeinkommen jedem die Chance geben würde die Arbeit zu machen, die sinnvoll ist.

Ich glaube an eine Zukunft, in der der Wert deiner Arbeit nicht durch die Größe deines Gehaltsschecks bestimmt ist. Sondern durch die Menge an Glück, die du in der Welt verbreitst und die Bedeutung die du anderen gibst. Arbeit die Sinn hat und Arbeit die wir neu definiert haben.

Ich glaube an eine Zukunft, in der unsere Bildung nicht darauf abzielt, dich auf einen anderen nutzlosen Job vorzubereiten, sondern für ein Leben, das gut gelebt wird. Ich glaube an eine Zukunft, wo „Arbeitsplätze für Roboter sind und das Leben für Menschen ist.“ Und wenn das Grundeinkommen für dich utopisch ist, dann möchte ich dich daran erinnern, dass jeder Meilenstein der Zivilisation egal ob wir vom Ende der Sklaverei, Gleichberechtigung für Frauen oder der Demokratie sprechen – einmal eine utopische Phantasie war.

Leb Wohl!


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